Statement: WatchTheMed Alarm Phone prangert illegale push-back Operation in Anwesenheit von Frontex an

Unten angehängt findet ihr auch eine griechische und eine türkische Übersetzung als PDF

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Seit Januar 2016 wurden keine sogenannten Push-Backs, illegale Rückschiebungen, dokumentiert. Auch insgesamt sind die Anrufe aus der Ägäis stark zurückgegangen, sicherlich aufgrund der abnehmenden Grenzübertritte infolge des EU-Türkei-Deals vom 20.März. Am 11. Juni 2016 jedoch wurde das Alarm Phone Zeuge einer Push-back- Operation. Zwischen Chios, Griechenland und Cesme, Türkei wurde ein Boot mit Erwachsenen und Kindern, auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung aus Syrien, Irak und Eritrea illegal zurück in die Türkei geschickt. Auf der Flucht vor Gewalt, um in Europa Schutz zu finden, wurden die Flüchtlinge mit Waffengewalt zurück in die Türkei gezwungen, wo sie keinen Schutz finden werden. Sie hatten es bereits in griechische Gewässer geschafft. Ihnen wurde von der griechischen Küstenwache sogar versprochen, dass sie nun in Sicherheit sind. Dennoch wurden sie von der griechischen Küstenwache, und im Beisein zweier Boote von Frontex, zurück in die Türkei geschickt.

Detaillierter Bericht zu dem Vorfall:

Am Samstag Morgen, dem 11. Juni 2016, um 3:59 Uhr erhielt das Alarmphone einen Anruf von einem Flüchtlingsboot, das sich zwischen Cesme und der Insel Chios in der Ägäis befand: „Wir sind etwa 53 Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea und Irak, ein paar auch aus anderen Ländern. Wir sind in Seenot in einem kleinen Boot. Mit uns sind 14 Kinder und 3 alte Menschen.“ Um 4:05 Uhr kontaktierten sie unser Schichtteam erneut: „Die türkische Küstenwache verfolgt uns.“

Um 4:41 Uhr berichteten die Flüchtlinge, dass sie der Türkischen Küstenwache entkommen seien. Um 4:52 Uhr informierten sie das Alarm Phone, dass sie griechisches Gewässer erreicht hätte und in Sichtkontakt mit der griechischen Küstenwache seien. Wenige Minuten später schickten sie ein Photo mit der Nachricht, sie seien nun auf dem Boot der griechischen Küstenwache: „Die Küstenwache sagt, wir sind jetzt in Sicherheit. Sie sagen, wir sind in Europa und sie bringen uns auf die Insel.“

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Einer der Geflüchteten erinnert sich wenig später in einem Gespräch: “Wir haben ihnen gesagt, wir wollen Asyl in Griechenland. Wir konnten sonst nicht viel mehr sagen. Sie erlaubten uns nicht zu sprechen. Wir wollten ihnen mitteilen, dass wir aus der Türkei, wo wir auch nicht sicher sind, geflohen waren. Auf dem griechischen Boot waren 5 Grenzschutzbeamte. Es waren noch weitere zwei Boote dort: eines aus Portugal, ich habe die portugiesische Flagge erkannt, und ein anderes großes weißes Boot, von dem ich nicht weiß woher es kam. Unsere Position zu diesem Zeitpunkt war 38.2602140, 26.1657840.” Dieses weiße Boot ist auf einem der Fotos deutlich als Rumänisches Boot der Frontex-Mission zu erkennen.

Um 5:22 Uhr erhält das Alarm Phone eine weitere Nachricht von dem Flüchtlingsboot: sie waren nicht auf die griechische Insel gebracht, sondern stattdessen der Türkischen Küstenwache übergeben worden. „Sie hielten Waffen auf unsere Köpfe gerichtet und drohten zu schießen, wenn wir nicht auf das Türkische Boot umsteigen. Der ‚Chef’ der griechischen Grenzschützer sagte auf englisch und es sollte für alle übersetzt werden: ‚Sag ihnen, dass ich Euch umbringe, wenn Ihr noch einmal hier herkommt.’“ Im Verlauf des Tages erfuhr das Alarm Phone, dass die Geflüchteten in den Hafen von Cesme zurückgebracht und danach inhaftiert worden waren.

Das Alarm Phone verurteilt aufs Schärfste den unmenschlichen Deal, mit dem die EU hier mit den Leben der Flüchtlinge in der Ägäis spielt. Wir verurteilen die illegalen Push-Back-Operationen, die die griechische Küstenwache im Beisein von Frontex durchführt. Flüchtlinge, die dem Krieg und dem Tod entkommen sind, werden belogen, ihnen wird Rettung und Sicherheit in Europa vorgetäuscht, während bereits arrangiert ist, sie in die Türkei zurückzuschieben, wo sie Verfolgung befürchten müssen. Sie werden – mit Waffen auf ihre Köpfe gerichtet – bedroht und zurückgezwungen in ein Land, in dem ihnen Haft droht und sie in Gefahr der Kettenabschiebung in die Herkunftsländer sind, auch wenn sie in Griechenland Asyl beantragt haben. Die Militarisierung der europäischen Grenzen hat, anstatt ihnen Schutz zu bieten, diese 39 Erwachsenen und 14 kleinen Kinder gezwungen, sich erneut in Lebensgefahr zu begeben. Fast 3000 Geflüchtete haben 2016 bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, bereits das Leben verloren, mindestens 376 starben in der Ägäis.

Illegale Push-Backs stoppen!

Wir akzeptieren keine weiteren Toten mehr!

Sichere Wege für alle!

Fähren statt Frontex!

Material

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    Greek-Statement-11062016

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  • pdf

    Push-Back Statement 11.6.2016-TR

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