Besonders bemerkenswerte Alarm Phone Fälle

Maurice Stierl

Die Moonbird sichtet endlich das Boot der Migrant*innen (Foto: Moonbird Airborne Operation www.sea-watch.org, www.hpi.swiss)

Wenn man über Jahre hinweg mit mehreren hundert Seenotfällen befasst ist, ist es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, den Überblick darüber zu behalten, was in jedem einzelnen dieser Fälle geschehen ist: es geht um Hunderte von Schlauchbooten, die an den Stränden der griechischen Inseln landeten, um Dutzende von Booten, die von der marokkanischen Küstenwache abgefangen und um Tausende von Reisenden, die vor der Küste Libyens gerettet wurden. Dazu kommt, dass die Seenotfälle in der Regel von verschiedenen Schicht-Teams des Alarm Phones bearbeitet werden. Koordiniert in einem Netzwerk, dass sich über drei Kontinente erstreckt, erleben manche Mitglieder die Fälle persönlich, andere lesen darüber lediglich im Nachhinein in den regelmäßig verfassten Berichten.

Unter all den Fällen gab es solche mit tragischen Verlusten, in denen Mitglieder unseres Netzwerks unmittelbar Zeugen der brutalen Auswirkungen des Europäischen Grenzregimes wurden. Wir erinnern uns schmerzvoll an Vorfälle, in denen wir Angehörige und Freunde darüber informieren mussten, dass sie gerade ihre Nächsten verloren hatten – im Meer zwischen Marokko und Spanien. Wir erinnern uns, wie Reisende uns um Hilfe baten, nachdem sie in der Ägäis angegriffen wurden, und wir nicht in der Lage waren, ihnen zu helfen. Wir erinnern uns an die tödlichste Situation, die unser Netzwerk erleben musste, als ein Boot im Zentralen Mittelmeer direkt neben dem Boot sank, mit dem wir uns in Kontakt befanden und unsere Kontaktperson Zeuge wurde, wie das Boot mit etwa vierhundert Menschen an Bord kenterte.

Diese tragischen und verlustreichen Fälle stechen hervor – aber ebenso tun dies all die unzähligen Momente voller Freude und Erleichterung. Wenn Menschen die europäischen Strände lebend erreichten und „Boza!“ in Spanien riefen. Wenn die Neuigkeit kam, dass ein vermisstes Boot, von dem angenommen wurde, es sei verloren gegangen, gefunden wurde. Wenn wir nach stundenlangem Warten die frohe Botschaft erhielten, dass Reisende ein Rettungsschiff in Sicht hatten. Es ist unmöglich, all die Fälle zu würdigen, selbst die, die einen Platz tief in unseren kollektiven Erinnerungen gefunden haben, aber im Folgenden sollen noch einmal drei besondere Situationen Beachtung finden, ein Fall aus jeder Mittelmeerregion.

Das Osterwochenende im Zentralen Mittelmeer, April 2017

Das Osterwochenende erlebte eine der größten Search-and-Rescue (SAR) Operationen, die es in den vergangenen Jahren im Mittelmeer gegeben hatte, mit mehr als 8.000 geretteten Menschen zwischen Freitag dem 14. April und Sonntag dem 16. April 2017. Das Alarm Phone war in zwei Notfälle involviert und bezeugte zum einen die schiere Unzulänglichkeit der Rettungsbemühungen seitens der EU Behörden und zum anderen den entscheidenden Einsatz der anwesenden NGOs in ihrem Bemühen, ein Massensterben zu verhindern. In einem der von uns betreuten Fälle konnten wir den Kontakt zu den Menschen an Bord, eine Gruppe von etwa 100 Reisenden, kontinuierlich über eine Zeit von 12 Stunden aufrechterhalten. Dann ging die Verbindung verloren. Das Alarm Phone leitete ihren Hilferuf an die verantwortlichen staatlichen Stellen weiter und blieb über Stunden mit ihnen in Kontakt. Die Situation an Bord wurde immer bedrohlicher und erforderte unmittelbare Hilfe, die jedoch lange Zeit nicht in Sicht war und so dazu führte, dass die Menschen auf dem Boot anderthalb Tage lang einer extrem gefährlichen Situation ausgesetzt waren.

Grafische Darstellung der Route der AS Elenia (Quelle: Vesselfinder.com)

Am Morgen des Ostersamstag wird das Schicht-Team von Pater Mussie Zerai über ein Boot informiert, das im öst-lichen zentralen Mittelmeer in Seenot geraten ist. Nach seinen Informationen hatte es am Abend zuvor von der libyschen Hafenstadt Al Khums abgelegt. Die letztbekannten GPS-Koordinaten sowie die Nummer des Satellitentelefons an Bord geben wir an das italienische Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC) in Rom weiter. Die italienischen Behörden versichern, dass eine Seenotrettungsoperation eingeleitet wurde, auch wenn auf den Webseiten, welche die aktuellen Positionen von in Frage kommenden Schiffen anzeigen, keine nachvollziehbaren Bewegungen von Rettungsschiffen zu erkennen sind.

Über mehrere Stunden stehen wir in direktem Kontakt mit den Flüchtenden. Sie sind besorgt, da sie bereits die ganze Nacht auf hoher See verbracht haben. Unter den ca. 100 Passagieren sind 20 Kinder und 10 Frauen, eine von ihnen ist schwanger. Unser Schichtteam notiert in unserem Logbuch: «11:34h: Die Geflüchteten sagen, dass ihr Boot in einem sehr schlechten Zustand ist. Wasser läuft ins Boot, das sie versuchen herauszuschöpfen, aber es wird immer mehr.» Wir laden in den folgenden Stunden regelmässig das Guthaben des sich an Bord befindlichen Satellitentelefons auf und erhalten aktualisierte GPS-Koordinaten, die die Flüchtenden auf ihrem Telefon abrufen können. Die Koordinaten leiten wir an das MRCC in Rom weiter. Die Küstenwache bestätigt, dass sie nach einem Schiff sucht, das eine Seenotrettungsoperation durchführen könnte.

Dies scheint erfolglos zu bleiben und wir nehmen Kontakt zur Seenotrettungs-NGO Sea-Watch auf und bitten sie, mit ihrem Flugzeug Moonbird, das sie zusammen mit der Schweizer Humanitarian Pilots Initiative betreibt, einen Aufklärungsflug durchzuführen. In Absprache mit dem MRCC in Rom entscheiden die Piloten abzuheben und überfliegen den Nachmittag über das Suchgebiet. Aber die Menschen an Bord berichten: «Es ist kein Flugzeug zu sehen, nur ein Schiff weit entfernt. Bitte sagt ihnen, dass sie uns retten sollen.» Laut den Schiffstracking-Webseiten, die wir regelmässig überprüfen, müsste es sich bei diesem Schiff um die AS Elenia handeln, einem Tanker. Um 16:33h rufen uns die Flüchtenden am Telefon zu: «Wir sehen das Flugzeug, wir sehen das Flugzeug!» Doch die Piloten können ihr Boot immer noch nicht entdecken. Gleichzeitig beobachten wir, wie sich die AS Elenia in Richtung der letzten von den Flüchtenden übermittelten GPS-Koordinaten bewegt. Um 17:25h bestätigt das MRCC Rom, dass sie der AS Elenia die Erlaubnis geben werden, eine Seenotrettungsoperation durchzuführen.

Um 17:30h entdeckt das Flugzeug Moonbird das Boot. Die Piloten geben die genauen Koordinaten an das MRCC in Rom weiter und fliegen in Richtung der AS Elenia, bevor sie zurück in Richtung Malta abdrehen müssen – nach mehr als drei Stunden in der Luft geht ihr Treibstoff zur Neige. Sie signalisieren der AS Elenia die Position des Bootes, da sich der Tanker nicht genau in dessen Richtung bewegt. Per Funk rufen sie die Crew des Tankers dazu auf, eine Seenotrettung einzuleiten, was der Kapitän jedoch ablehnt, da er um die Sicherheit seiner Besatzung fürchtet. Kurz darauf berichten uns die Flüchtenden: «Das große Schiff hat nicht gestoppt, ruft sie bitte an. Helft uns, der Tanker fährt weiter und wir haben keinen Treibstoff mehr.» Wir rufen erneut das MRCC in Rom an und berichten, dass die AS Elenia keinen Rettungsversuch unternimmt, sondern ihre Fahrt in westliche Richtung fortsetzt.
Später berichten uns die Menschen an Bord, dass der Tanker anscheinend zurückkommt, nur um kurz darauf wieder zu verschwinden. Um 21 Uhr erfahren wir vom MRCC in Rom, dass die AS Elenia erneut beauftragt wurde umzukehren und die Situation zu prüfen. Unser Schichtteam notiert im Logbuch: «21:52h: Die Flüchtenden gehen erneut ans Telefon und schreien (schwer zu verstehen). Sie sagen uns, dass sie in Gefahr sind und dass das grosse Schiff in ihrer Nähe sie nicht rettet. Wir bitten sie, nicht in Panik zu verfallen, sondern ruhig zu bleiben.» Dies war unser letzter Kontakt. Nach Mitternacht informiert uns der MRCC Rom, dass der Kapitän der AS Elenia keinen Rettungseinsatz durchführen wird, das Schiff aber in der Nähe bleiben und die Flüchtenden mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgen werde. Das MRCC teilt uns zudem mit, dass für den nächsten Morgen zwei Schiffe an den Ort der Seenot beordert wurden.

Nach vielen Stunden mühevollen Austauschs mit den Behörden bestätigt uns schliesslich die maltesische Küstenwache um 13:37 Uhr am Ostersonntag, dass die Flüchtenden gerettet wurden. Die Menschen an Bord waren anderthalb Tage in Seenot. Ihr Fall war den Behörden 24 Stunden lang bekannt und sie wurden nicht einmal dann gerettet, als sich ein Boot, dass für eine Rettungsoperation ausgerüstet war, in der Nähe befand. Es wird exemplarisch, dass, trotz der Koordinationsbemühungen des MRCC Rom, die Anzahl der verfügbaren Rettungsmittel in dieser Meeresregion vollkommen unzureichend ist.

Die Abwesenheit von Rettungskräften in einer der gefährlichsten Regionen der tödlichsten Grenze der Welt, ist allerdings kein Zufall. Die Rechtfertigung, dass es sich bei dem beschriebenen Fall um eine Ausnahmesituation gehandelt habe, kann nicht gelten, denn es ist bekannt, wie viele Boote seit Monaten täglich und gleichzeitig von den libyschen Küsten ablegen. Es handelt sich stattdessen sehr eindeutig um das Ergebnis politischer Entscheidungen von Seiten der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Diese verweigern erstens den Reisenden legale Wege nach Europa, zwingen sie damit auf See, halten dann die nötigen Rettungsmittel minimal und ineffektiv und hoffen darüber hinaus, dass ein Massensterben eine abschreckende Wirkung entfalte. Während diese „Taktik“ bereits zu massivem Sterben auf See geführt hat, so wie auch im April 2015, als innerhalb einer Woche mindestens 1.200 Menschen in Schiffsunglücken im Mittelmeer ihr Leben verloren, haben die nicht enden wollenden Rettungsbemühungen ziviler Akteure und Aktivist_innen dafür gesorgt, dass sich an Ostern 2017 ein solches Szenario nicht wiederholte.

Der gesamte Bericht und die Erklärung des Alarm Phones finden sich hier:
https://alarmphone.org/en/2017/04/21/constructing-a-deadly-void/?post_type_release_type=post
Ein Artikel im britischen Guardian berichtet über den Fall:
https://www.theguardian.com/world/2017/apr/21/refugees-stranded-mediterranean-dinghy

 

Gewalttätige Rückschiebungen in der Ägäis, Juni 2016

Von den Flüchtenden zugesandte Bilder, in denen zunächst ihr Schlauchboot vor dem Hintergrund der griechischen Küstenwache gezeigt wird und danach auf dem Boot der türkischen Küstenwache (Fotos: privat)

Am Samstagmorgen des 11. Juni 2016, um 3.59 Uhr, erhält das Alarm Phone den Notruf eines Bootes zwischen Cesme und Chios, in der Ägäis: „Wir sind 53 Menschen aus Syrien, Eritrea, Irak und einige aus anderen Ländern, in Seenot in einem kleinen Boot. Es sind 14 Kinder und 3 ältere Menschen unter uns.“ Um 4.05 Uhr kontaktieren sie unser Schichtteam erneut und berichten: „Die türkische Küstenwache verfolgt uns.“ Um 4.41 Uhr berichten die Flüchtenden, dass sie vor der türkischen Küstenwache geflohen sind und um 4.52 Uhr, dass sie griechische Gewässer erreicht haben und von der griechischen Küstenwache entdeckt wurden. Einige Minuten später erreicht uns ein Foto, dass sie an Deck des Schiffes der griechischen Küstenwache zeigt: „Die Küstenwache sagt, wir wären nun sicher. Sie sagen, wir hätten Europa erreicht und dass sie uns nun auf eine Insel bringen würden.“

Einer der Flüchtenden erinnert sich in einer späteren Unterhaltung: „Wir sagten ihnen, dass wir in Griechenland um Asyl bitten wollen. Mehr konnten wir ihnen nicht sagen. Sie verboten uns, zu sprechen. Wir wollten ihnen sagen, dass wir aus der Türkei geflohen sind, wo wir nicht sicher waren. Es waren fünf Offiziere an Bord dieses griechischen Bootes und es gab zwei weitere Boote: eins aus Portugal, ich konnte die portugiesische Flagge erkennen und ein großes weisses Boot, von dem wir nicht wussten, woher es kam (später erkannten wir auf dem Foto, dass es sich um ein Frontex Boot unter rumänischer Flagge handelte). Unsere Position zu dem Zeitpunkt war: 38.2602140, 26.1657840.“

Um 5.22 Uhr erhielten wir eine weitere Nachricht: sie waren nicht auf eine griechische Inseln gebracht, sondern stattdessen an die türkische Küstenwache übergeben worden. „Sie hielten uns Waffen an den Kopf und drohten zu schießen, falls wir nicht auf das türkische Boot steigen würden. Der Chef der griechischen Küstenwache sagte es auf Englisch und verlangte, es solle in alle Sprachen übersetzt werden: ‚Sag ihnen, ich werde euch erschießen, wenn ihr noch einmal hierher kommt.‘“ Später am Tag erfuhren wir, dass die Reisenden zurück in den Hafen von Cesme gebracht und inhaftiert wurden.

Diese dramatischen Szenen einer sogenannten Push-back-Praxis, dass heißt die illegale kollektive Abschiebung von ‚Fremden‘ aus dem Gebiet eines Staates, hat sich in der Ägäis unzählige Male zuvor abgespielt. So wie in diesem Fall erfahren viele Gruppen und Einzelpersonen dies nicht als Rückkehr unter „sanftem“ Zwang, sondern als brutale und zynische Angriffe von oftmals maskierten und bewaffneten Einheiten der griechischen Küstenwache, mitunter unter physischem Missbrauch, der Wegnahme von Benzin und Bootsmotor oder sogar der Zerstörung der Boote, mit denen Reisende in Dunkelheit und lebensbedrohlicher Not zurückgelassen werden.

Dieser Push-Back-Fall vom Juni 2016 zeigt nicht nur, wie gut koordiniert die Menschenrechtsverletzungen in der Ägäis sind, sondern demonstriert auch, wie dies unter den Augen der Europäischen Union in Form der Anwesenheit von Frontex geschieht. Dies wird nur selten dokumentiert – Frontex ist bekannt dafür, sich aus ihren menschenrechtsverletzenden Praktiken geschickt herauszureden. In ihrer Antwort auf die in diesem Fall erhobenen Vorwürfe, gab Frontex vor, noch Informationen für die Ermittlungen zu sammeln und daher noch keine Erklärung abgeben zu können. Später gab Frontex fälschlicherweise an, dass der Vorfall in türkischen Gewässern stattgefunden habe – „und danach auf der Grenzlinie“. Weiterhin wurde erklärt, dass die Übergabe der Menschen auf das türkische Boot aus „Sicherheitsgründen“ stattgefunden habe – eine erneute offensichtliche Unwahrheit.

Die Flüchtenden wurden gezwungen, unter Androhung von Waffengewalt, ins türkische Gefängnis zurückzukehren, und somit sich der Gefahr von Ketten-Abschiebungen auszusetzen. Und dies, obwohl sie in Griechenland um Asyl gebeten hatten. Menschen, die Krieg und Tod entflohen waren, wurden getäuscht. Ihnen wurde Rettung und Sicherheit in Europa versprochen, während die Behörden schon beschlossen hatten, sie in die Türkei zurückzubringen, wo sie befürchten müssen, verfolgt zu werden. Wir, das Alarm Phone, klagen dieses europäische und unmenschliche Spiel mit dem Leben von Menschen in der Ägäis unvermindert an. Wir verurteilen diese illegale Push-Back-Operation der griechischen Küstenwache in Anwesenheit von Frontex.

Der gesamte Bericht findet sich hier:
http://watchthemed.net/reports/view/521 und unsere Erklärung hier: https://alarmphone.org/en/2016/06/15/watchthemed-alarm-phone-denounces-illegal-push-back-operation-with-frontex-present/?post_type_release_type=post
Ein Artikel in der TAZ berichtet über den Fall:
http://www.taz.de/!5310727/

Gruppe von elf Menschen im westlichen Mittelmeer gerettet, Juli 2017

Am Dienstag, den 11. Juli 2017 um 6 Uhr morgens, erhielten wir einen Anruf von Flüchtenden in einem Schlauchboot ohne Motor. Sie versuchten, von Marokko nach Spanien zu paddeln. Nach den Angaben unserer Kontaktperson hatten sie Tangier um 1 Uhr morgens verlassen und waren nun in Seenot geraten. Wir versuchten, sie umgehend zu erreichen und sie teilten uns mit, dass es sich bei ihnen um elf Menschen, neun Männern und zwei Frauen, handele und dass sie dringend Hilfe benötigten. Die Person, mit der wir sprachen, berichtete, die Gruppe sei seit fünf Stunden auf See.

Wir riefen die spanische Search-and-Rescue-Organisation Salvamento Maritimo (S.M.) an. Sie versprachen, nach dem Boot zu schauen. Wir versuchten, die Flüchtenden anzurufen, um ihnen mitzuteilen, dass S.M. nach ihnen suchen würde, konnten sie aber nicht erreichen.

Um 6.41 Uhr erreichte uns ein Anruf vom Boot mit der dringenden Bitte um Hilfe und der Nachricht, dass ein weißes Fischerboot in Sicht sei. Wir telefonierten mit S.M. und setzen sie über diese Entwicklungen in Kenntnis. Sie informierten uns im Gegenzug darüber, dass ihr Versuch, die Reisenden zu erreichen, nicht erfolgreich gewesen war. Daraufhin riefen wir die Reisenden an und baten sie, sich direkt mit S.M. in Verbindung zu setzen. Um 7.50 Uhr berichteten sie Details vom Fischerboot, aber nicht, ob sie die spanischen Behörden kontaktiert hatten. Währenddessen sahen wir auf der Schiffstracking-Website, dass ein Hubschrauber und ein Boot von S.M. auf der Suche nach dem Schlauchboot waren.

Die Geflüchteten erwarten die ersehnte Rettung durch Salvamento Maritimo (Foto: Salvamento Maritimo)

Um 9.30 Uhr teilte uns S.M. mit, dass die marokkanische Marine ein Boot mit elf Personen gerettet habe und dass sie nun die Rettungsoperation beenden würden. Einige Minuten später jedoch fanden wir heraus, dass dies irreführend war. Die Flüchtenden „unseres“ Bootes riefen an, noch immer nicht gerettet und auf Rettung wartend. Dies teilten wir S.M. mit, welche um die Mittagszeit eine erneuete Search-and-Rescue-Operation starteten – und das Boot fanden. Um 12.42 Uhr bestätigten uns die Flüchtenden, dass S.M. sie aufgenommen hatte. Später fanden wir einen Facebook-Eintrag, der sehr wahrscheinlich auf diesen Fall Bezug nahm. Er besagte, dass S.M. elf Menschen gerettet habe, die um etwas 14.20 Uhr in Tarifa erwartet würden. Wie in so vielen Fällen im westlichen Mittelmeer, die mit einem „Boza!“ enden, war die unglaubliche Beharrlichkeit der Reisenden auschlaggebened, dass sie überlebten – ihr Leben riskierend, und auf ein neues zupaddelnd.

Der gesamte Bericht findet sich hier:
http://www.watchthemed.net/index.php/reports/view/675

[Dieser Text ist Teil der kürzlich erschienenen Broschüre “In Solidarität mit Migrant*Innen auf See  -3 Jahre Alarm Phone”]